Transport als Kernelement der Marktwirtschaft wird heutzutage insbesondere mit dem LKW realisiert. In meiner Jugend ein knallharter Truckfan, machte sich bald Ernüchterung breit angesichts der Arbeitsbedingungen, Sicherheitsrisiken und Umweltschäden. Statt LKW- Fahrer zu werden, sollte ich daher Jura studieren ("Junge, mach was Vernünftiges !"). Heute bestelle ich nach aller Möglichkeit nicht mal mehr im Internet, weil ich an der schlechtbezahlten Akkordarbeit und wenig fahrschultauglichen Fahrweise vieler Auslieferungsfahrer nicht beteiligt sein will, nicht zuletzt aber auch aus Umwelt- und Regionalwirtschaftsgedanken heraus.
Andererseits bestellen viele andere Menschen viele Sachen im Internet, ziehen um oder brauchen irgendwelche Ersatzteile, Geräte und Material. Und FahrerInnen allerorten sind es dann, die beispielsweise dem Tastendruck "Jetzt kaufen" oder der Auftragsbestätigung "Ware wurde versendet" Realität verleihen. Was sich noch vor 5000, 500, 50 Jahren völlig utopisch anhörte, ist heute Realität, nämlich "Bei Anruf : Lieferung". Immerhin besser als 1954 in Alfred Hitchcocks "Bei Anruf : Mord", dennoch nicht bedenkenlos, denn schließlich verbraucht jeder gefahrene Kilometer Naturressourcen, wodurch einerseits das ökologische Gleichgewicht verändert und andererseits die Lebensgrundlage späterer Generationen schmaler wird.
Was vor Jahren sich eher spontan und planlos aus der bloßen Notwendigkeit heraus ergab, ab und an eine Waschmaschine auszuliefern, steigerte sich im Rahmen einiger privat bedingter Pendelfahrten zur Gegend um Teterow und ließ seit 2019 angesichts immer weiterer Nachfragen und Gelegenheiten allmählich nebenberufliche Ausmaße annehmen. Heute transportiere ich in - betont kleinem - gewerblichem Rahmen vom Festivalanhänger über Möbel, Baumaterial, Motorräder oder Autos so ziemlich alles, was anderen Menschen gut, lieb, teuer oder eilig ist. Oft führen die Fahrten in andere Großstädte, nicht selten auch in von Touristen überfüllte Urlaubsorte oder in abgelegene Gegenden, deren urige Natur zeitlose Ruhe atmet und zum dankbaren Verweilen einlädt.
Längst kein Truckfan mehr, fühle ich mich solidarisch mit all den FahrerInnen, die Tag und Nacht unterwegs sind und dafür sorgen, dass unsere Regale nie leer werden; Menschen, ohne deren wertvolle Leistung kein Arzt Material hätte, kein Haus ein Dach. "Eating, sleeping, driving" als einzigem Lebensinhalt. Mein ausdrücklicher Dank dafür.
Während ich mich einerseits bedanken möchte, bemühe ich mich selbst andererseits darum, meine eigenen Kleintransporte möglichst umweltschonend zu organisieren und durchzuführen, soweit mir irgend möglich. Nebenbei habe ich bemerkt, dass 100 oder 110 km/h durchaus nicht nur eine deutliche Verbrauchs-, Lärm- und Verschleissminderung bedeuten gegenüber den sonst eher üblichen Geschwindigkeiten auf unseren Autobahnen, Sicherheitsvorteile sowieso, sondern zudem weniger Insekten ins Jenseits katapultiert werden; und last but not least wirkt moderates Cruising überaus nervenschonend, erst recht samstags oder sonntags -- nach 1000 oder mehr Kilometern gibt es dann noch genug Kapazitäten, nicht gleich todmüde ins Bett fallen zu müssen, sondern den Abend anderweitig erfreulich genießen zu können. Ich werde zwar nicht gefragt in der ewigen Debatte um "130 auf Autobahnen", aber ich würde zustimmen :-)