cemartin berlin lektorat ghostwriting -on the road

 

on the road

 


 

-  "Ode an den Opel" 

Erstmal was ganz langweiliges. Es ging um ein landläufig als langweilig angesehenes Auto, nämlich dieses hier :

cemartin berlin lektorat ghostwriting - ascona

Langweilig, nicht wahr ?

Kann man aber auch anders sehen ...

(2016)

"" Wer nicht exklusiv angeben, sondern stilvoll ankommen möchte, erhält mit dem Opel Ascona C für wenig Geld viel Nutzwert.

"So einen hatte ich damals auch -- aber nicht in so einer schönen Farbe !" Eine junggebliebene Dame streicht zärtlich über den beryllgrünen Lack eines Opel Ascona C 1,6 S von 1984.  

Die Baureihe Ascona C wurde von 1981 bis 1988 in drei Serien gebaut und zwischendurch in Japan als "Worldcar 1982" ausgezeichnet. In Nordamerika, Westeuropa und Australien unter verschiedenen Markennamen von General Motors verkauft, erreichte die Produktion dieser sogenannten "J-Body"- Karosserie insgesamt siebenstellige Stückzahlen. In Deutschland erfreute sich das Ascona C- Konzept mit seinem Frontantrieb und den soliden 1,3 bis 2,0 Liter- Motoren  größerer Beliebtheit, die auch auf das dezent zurückhaltende, dennoch überlegen wirkende konservative Styling zurückzuführen war; dem eines mittleren oder großen Mercedes durchaus ebenbürtig und dabei sogar noch etwas lässiger. Wenngleich die Verarbeitungsqualität in vielen Details nicht überzeugte und insbesondere die Sitzpolster schnell an Spannkraft verloren, begeisterte der Wagen mit seinem überaus gutmütigen Fahrverhalten in allen Situationen. Eine Klimaanlage bot er nicht, dafür immerhin eine Niveauregulierung für die Hinterachse, die jedoch nur selten eingebaut wurde. Überhaupt begnügten sich die meisten Käufer mit aus heutiger Sicht relativ wenigen Extras; öfter ein für seine Langlebigkeit bekanntes Dreigang- Automatikgetriebe, auch mal ein Schiebedach oder vielleicht noch elektrisch verstellbare Außenspiegel – das war´s dann oft schon. Nun, es war natürlich kein Wagen für finanziell bessergestellte Käuferschichten, sondern eher für den „kleinen Mann auf der Straße“, der sich endlich den Traum einer eleganten Limousine erfüllen wollte, dessen Geld nur nicht für einen Mercedes 200 reichte. Genau diese Käuferschaft war über den mehr als einen Quadratmeter großen Kofferraum besonders erfreut, eignete sich der Ascona C doch somit für Reise, Einkauf und Alltagserfordernisse fast aller Art – ja, sogar eine demontierte Schrankwand ließ sich bei offenstehendem Kofferraumdeckel noch einigermaßen mühelos transportieren.

Das war einmal. Spätestens mit der Abwrackprämie 2010 traten viele Ascona C ihre letzte Reise an. Heute finden sich bundesweit vielleicht noch zweitausend Exemplare in teils bedauernswertem Zustand. Doch die Zahl der  LiebhaberInnen steigt allmählich wieder, die seine einfache Technik sowie sein zeitloses Design zu schätzen wissen. Geringe Unterhaltskosten sprechen für ihn, der amtlich als Oldtimer zugelassen werden kann. Anschaffungspreise von weit unter 5.000,- € in gut restauriertem Zustand erscheinen vergleichsweise günstig. 

Ein bescheidenes, praktisches, ansprechendes Auto, das Sie problemlos in´s Herz schließen werden."" 


 


 


 

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Nun fragt Ihr Euch sicher ganz wahnsinnig dringend, wie es wohl zu dieser Website gekommen sein mag : Verlorene Wette ? Möchtegern-Exibitionist ? Langeweile ? ... tja, vielleicht war es aber auch ganz anders, ... möglicherweise so :

 

 (2004 / 2012)

 

 

 

 

cemartin berlin lektorat ghostwriting - trucks 70s

(Bildquelle leider unbekannt)

Stille. Staub. Brennende Sonne.

In der Ferne ein Funkeln auf dem brüchigen Asphaltband. Es scheint stillzustehen und wirbelt dennoch eine Art Wolke auf. Leichter Wind, fast geräuschlos, streicht über die spärliche Vegetation. 

Ein unnatürliches Geräusch stört bald die ewige Ruhe; helles, metallisches Dröhnen, zunächst nur phasenweise, doch zunehmend konstant und lauter. Das Funkeln wird größer. Flimmernd, auf der kochenden Fahrbahn spiegelnd, bilden sich allmählich die Konturen eines Lastzuges heraus. Eine verdreckte, alte Zugmaschine vom Typ International Transtar II, blau-silber, rostig, die einen dieselverrußten Übersee- Container zieht. Der Lärm steigert sich zur Unerträglichkeit, während das Ungetüm näherkommt, um schließlich vorbeibrausend einen kleineren Sandsturm zu hinterlassen.

Einen Fuß aus dem Fenster, hält der andere das Gaspedal auf Bodenniveau. Nassgeschwitzt, ungewaschen, olles Unterhemd; gerötete, eingefallene Augen, mühsam gen Horizont blickend. Die beiden verchromten Ventilatoren über der Windschutzscheibe schaffen kaum mehr als die Illusion einer Kühlung. Ein Schluck aus der heißen Plastik- Wasserflasche gerät zur Farce. Die Armaturentafel, das Bett hinter den Sitzen, die gesamte Fahrerkabine -- überall Schmutz. Aus dem CB- Funkgerät seit Stunden kein menschenwürdiger Laut, nicht einmal das übliche idiotische Gestammel. Das desolate Cassettenradio leiert immer die selben Tonfolgen vor sich hin. Einzig angereichert wird der monotone Maschinen- und Reifenlärm durch die von Straßenschäden verursachten Geräusche. Seit Stunden. Seit Jahren. Wie immer.

Ein Piepen unterbricht die Monotonie. Auf das Display des Mobiltelefons verächtlich blickend, nimmt es der Fahrer aus dem Stapel zahlloser beschriebener Blätter in die Hand.

"Hast Glück, dass wieder Empfang is."

"Dafür hast Du Pech. In Utooth stecken vier Wagen im Schneesturm. Du hast noch Platz für sechs Paletten; die holst Du jetzt in Lass Weckglass ab und karrst sie nach Kackhausen, bevor´s weitergeht nach Omaoma. Details gleich schriftlich. Alles klar ?"

"Is ne rethorische Frage, oder ? Soll ich den Container dann mit Luftpost schicken oder einfach hinwerfen ?"

"Ja klar, dein ewiges Genörgel, das kennen wir schon. Ich hab bereits klargemacht, dass du 12 Stunden später da bist."

"Schön. Ich brauch zwar mindestens 20 mehr, aber das ist dann wieder mein eigenes Prob, richtig ?"

"Richtig."

"Sag mal, Hank, -- was meinst du eigentlich, wie lange ich den Scheiß hier noch mitmache ?"

"Bis du deine Schulden für den Truck abgezahlt hast. Danach kannst du meinetwegen herumgammeln oder dich aufhängen -- vorher nicht."

"Is echt ne tolle Schein- Selbständigkeit, die ihr mir da verkauft habt. Und ne echt toll teure Dreckschleuder. Was würdest du tun, wenn ich einfach aussteige ?"

"Ach Dicker -- das haben schon andere versucht. Da gibt´s ein paar echt nette Jungs, die warten nur auf meinen Anruf. Einer von denen nimmt dankbar deinen Job und den Laster, und die anderen kümmern sich dann ganz besonders fürsorglich um dich. Und keine Angst, die gehen auch nicht eher, als bis du´s hinter dir hast; die lassen dich garantiert nicht allein in so einer schweren Stunde." 

"Hab ich mir gedacht."

"Warum fragst du dann ? Weil du eben zu blöd warst und bist. -- Ich hab jetzt keine weitere Zeit für deinen Blödsinn. Ende."

Äußerlich ungerührt lässt der Fahrer das Telefon auf die Fußmatte vor dem Beifahrersitz fallen, während er ein Textnachrichtensignal ebenso gleichgültig ignoriert. 

Die heißen Räder drehen sich unaufhörlich, der Ruß qualmt erbarmungslos, die Antennen biegen sich hilflos, der Fahrer lässt keine Regung erkennen, die seinem Gedankengang entspräche. 

Irgendwo hatte doch eine angefangene Kekstüte gelegen, nach der zu suchen es sich nun lohnt. Dabei nähert er sich dem Fahrbahnrand, bald rollen die rechten Reifen inmitten einer undurchsichtigen Staubwolke und kurz darauf schlingert der gesamte Lastzug bedrohlich seitwärts, als wolle er sich einem zunehmend unruhigen Wellengang hingeben, dem in wenigen Augenblicken das Kentern unweigerlich folgen musste. Der Fahrer bremst besonnen ab, legt beide Hände an das große abgewetzte Lenkrad und will sein Schiff sicher zurück in das ebene Fahrwasser der staubigen Straße führen -- wohl schon routiniert in derartigen Situationen --, als eine unvorhergesehene Bodensenke sein Vorhaben vereitelt. Die rechten Räder der Zugmaschine schweben fast über dem abgesackten Boden und werden sogleich hart eingedrückt, während  die der anderen Seite frei in der Luft schweben. Einen winzigen Moment später würde der gesamte Lastzug sich krachend auf die rechte Seite legen müssen, doch der Fahrer lenkt mit aller Macht kurz scharf nach rechts, wirft damit die linken Räder zurück auf den Boden, bremst sofort gefühlvoll und zwingt so den Zug, schlitternd auf dem grobkörnigen Boden zu bleiben. Fast quer zur ehemaligen Fahrtrichtung kommen die Metallmassen irgendwo im Gelände bebend zum Stillstand, gewaltige Mengen Sandes in alle Richtungen großzügig verteilend. Abgesehen vom weiterhin treu laufenden Dieselmotor Stille. 

"Bin ich denn bescheuert !" zischt der Fahrer und wischt sich etwas unbeholfen den Schweiß aus dem Gesicht. Er stellt nach einem entsetzten Moment den Motor ab und will aussteigen, als ihn die Lautlosigkeit irritiert. Genau, da war doch was ... nein, nicht die Ventilatoren, deren Wackelkontakt wieder zum Ausfall geführt haben musste, sondern ... ruckartig drückt er auf den Auswurfknopf des Cassettenradios, doch es ist zu spät, die uralte Bob Marley- Cassette ist bereits in einem Bandsalat rettungslos verfangen. Schließlich entreißt er sie entnervt und wirft sie aus der geöffneten Tür.

"So´n Mist ! Da war 'Rat Race' drauf! ... -- ja, wer hört schon noch Cassetten ..." Resigniert steigt er die Stufen hinab und schaut sich sein Werk von außen an. Auf den ersten Blick nichts Neues, auf den zweiten allerdings zeigt sich rechts ein glatter Durchbruch einer  Rahmenbefestigung der zweiten Achse der Zugmaschine. 

Ratlos; die Gedanken rasen in alle denkbaren Richtungen, um endlich anzuerkennen, dass hier Endstation ist. Gestrandet. Wegen einer Kekstüte; nein, eher wegen seiner eigenen Dummheit.

 

Er wendet sich ab und läuft ein paar Schritte in die Einödnis. Sich einfach so damit abfinden ? Das wäre ja etwas ganz Neues, bislang undenkbar. Irgendeine Lösung gab es doch immer. Er überlegt, ob nicht vielleicht jemand helfen könnte. Tatsächlich, es gab doch da jemanden, der schon immer alle technischen Probleme irgendwie mit Know-How und einfachstem Werkzeug lösen konnte. Der Fahrer rennt zum CB- Funkgerät.

"Breaker 1-9, hier ist Fastlaner -- hat jemand ne Kopie ?" Schweigen. Er wiederholt die Anfrage mehrere Male und regelt die Rauschgrenze herunter, um auch entferntere Stimmen hören zu können. Rauschen.

"10-4 Fasti, hier ist der HaulinAss; was los, alte Hütte ?"

"Ach Schön, dich hab ich ja ewig nicht gehört !"

"Was treibst du dich auch immer inner Wüste rum. Anner Ostküste lohnt´s sich wenigstens noch. Deine 20 ?"

"Utooth und danach Omaoma. Da komm ich bloß nicht rechtzeitig hin, weil mir eine Achsaufhängung gebrochen is. Hast du zufällig Kontakt zu Wrecker ?"

"Wrecker ? Aber ... weißt du´s denn noch nicht ? Der hat westwärts kurz vor Silbergulli auf der 40 mit nem Brückenpfeiler etwas zu heftig geknutscht, vor ungefähr acht Wochen. Der is jetzt irgendwo unterwegs aufm highway to hell und weint bestimmt noch ewig seinem geliebten V12 hinterher, HUAHAHAHAAA ...!"  Rauschen.

"Tot ?!"

"Was sonst ? Is doch voll hart, son Betonpfeiler, oder ? Aber der hat sich ja auch immer die bescheuerten Stresstouren andrehen lassen. Selbst schuld." Rauschen. Die letzten Worte sind fast nicht mehr zu verstehen gewesen.

"Hey, Haulin, bist du noch da ? Du scheinst dich zu entfernen ..."

"... am GVZ Groß- Beklopptow vorbei ... morgen früh Neufuzzi ..." Rauschen, nichts als Rauschen.

"Haulin ?!"

Zwecklos. Er legt das Mike weg. Im Umkreis von etwa 20 Meilen bleibt er nun allein mit sich selbst. 

Nachdenklich. 

Ein kalt wirkendes Monument, dem Anschein nach für die Ewigkeit gebaut. Mit dem unaufregenden Design dieses Lastwagens hatte er sich bereits in seiner Kindheit angefreundet, seit er ihn in einem damals recht bekannten Kinostreifen erstmals entdeckt hatte. Seither kannte er, wie er immer dachte, seinen Berufswunsch, seine Berufung, von der er sich auch nach seiner Schulzeit durch die vielen langweilenden Einwände seiner Eltern, Freunde und Schulkameraden nie hatte abbringen lassen. 

Hier stehen sie jetzt; mitten im Nichts, er und sein großartiger LKW, der doch nichts weiter ist als ein winziger Klotz inmitten der viel größeren, ewigen, schroffen Naturlandschaft. Ein langer Schatten inmitten gelblicher, tiefgeworfener Sonnenstrahlen. Noch immer leuchtet die Warnblinkanlage im Dreivierteltakt auf, obwohl es niemanden gibt, der sich dafür interessieren könnte. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sein schrecklicher Disponent den Stillstand bemerkt und wieder einmal anruft mit der zynischen Frage, ob er denn beabsichtige, sich dort anzusiedeln. 

So sieht er also aus, sein Traum vom Glück. Unwirklich, herzlos, lebensfeindlich. -- Nein. Das kann kein Traum sein, jedenfalls keiner, der es lohnte, ihn weiterzuträumen. 

Die Kekstüte, ja, jetzt fällt es ihm endlich ein, sie liegt unter der obersten Schicht des Papierstapels auf der Motortunnel- Abdeckung. Vor vielen Stunden hatte er wieder hastig ein paar Zeilen gekritzelt und die Blätter einfach darauf geworfen, als er die späte Uhrzeit bemerkte. Die nunmehr geborgene Kekstüte enthält noch genau einen einzigen Keks, den er jetzt auf dem Beifahrersitz besonders aufmerksam genießt, während er seine Papieransammlung mustert. Er schreibt schon lange auf, was ihm während seiner Fahrten einfällt oder was er von Ereignissen für beschreibenswert hält. Eine Ehe hatte er nicht führen können, aber eine beste Freundin hat er seit der Grundschule nie verloren. Sie ist für einen renommierten Verlag tätig und hatte schon vor Jahren angeregt, er solle doch ein Buch aus seinen Notizen machen. Weit weg wohnt sie. Weit genug. Was liegt jetzt näher, als seinen Traum aufzugeben, und zu einem neuen Lebenskapitel umzublättern ? Heute, da er unübersehbar zu erkennen hat, dass sein angeblicher Traum nicht funktioniert, weil er nie funktionieren konnte, wovon aber er, der Träumende, nie etwas wissen wollte. Er hätte vorhin -- wie schon oft wegen chronischer Übermüdung -- mit seinem Leben bezahlen können für diesen sogenannten Traum. Für was ? 

 

Auf der Straße nähert sich ein Auto, irgendwie hippieartig. Als wäre dies ein Zeichen, ergreift er den Stapel und springt aus seinem Fahrerhaus. Das Mobiltelefon klingelt. Er zögert kurz, um es dennoch aufzunehmen und winkt währenddessen dem Auto zu.

"Was los, Hankbaby ?"

"Wie bitte ? Willst mich verarschen ? Du stehst da ewig in der Pampa rum, vergnügst dich mit was-weiß-ich wem und lässt hier auch noch Mr. Cool J raushängen ?! Ist nicht dein Ernst, oder ? Vielleicht fährste mal weiter !"

"Nö, ich hab´s mir überlegt. Weißt du, gib mir doch mal die Nummer von deinen Kumpels, die mich so gern besuchen wollen, damit ich mit denen einen Termin ausmachen kann. Ich hab´s nämlich neuerdings eilig."

"Hääh ? Bist du jetzt vollends bescheuert, Martin ?! Vielleicht fährst du bitte mal weiter, Schätzchen, und hörst auf, hier den Bruce Willis zu spielen, klar ?!"

"Dicker, dein game is over. Ich geh lieber für meine Freiheit drauf als für deine fantastische Gewinnmarge. Den Truck lass ich hier stehen, ich schenk ihn dir. Hasta la vista, baby !"

Das Telefon zerschellt an der Containerwand. Inzwischen hat das Auto gehalten. Gar kein bunter Hippie- Kleinbus, sondern nur ein großer gelber Kombi mit einer lustigen alten Dame am Steuer. 

"Na, will er nicht mehr ?"

"Er schon, aber ich nicht."

Eine Staubwolke zurücklassend, entfernt sich der spiegelnde Wagen in Richtung des Sonnenlichtes.

 

Stille.

 

 

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Berliner Spaziergang -- oder „URBAN UNPLUGGED“ (2010)

 

"Wo bin ich hier bloß gelandet ?" fragte sich die genervte Person, über eine hervorstehende Gehwegplatte stolpernd. Ein pampiges Hundekotgebirge dämpfte sanft ihren Sturz, gleichzeitig näherte sich schrilles Klingeln. 

„Ey geh ma weg hier ! Issn Radweg!“ 

„Na, vielleicht lieg’ ich hier nicht zum Spaß ...“ 

„Fall doch woanders hin!“ rief der Vorbeifahrende, und weiter : „Ey go doch hoom !“ 

"Schade, dass ich kein Lasso dabei habe ...“, raunte der Gefallene ihm hinterher, und zweifelte sogleich, ob er es überhaupt korrekt hätte werfen können. Diese schroffe Stadt war ihm bisweilen doch ein wenig unsympathisch.

Für die Hose kam jede Rettung zu spät, aber für die Hände fand sich eine der vielen schönen großen Pfützen, die seit Jahren aufgrund kostenoptimierungsbedingt eingeschränkter Reinigung der Abwasserschächte regelmäßig vorzufinden waren. Tagelang hatte es überschwemmungsfreundlich geregnet, seit gestern herrschten nun wolkenlose 32 Grad.

“Noch nie ‘was vom emissionsbedingten Klimawandel gehört ?“ fragte er den einmal-um-den-Mund-’rum-Bart tragenden Fahrer, der schon minutenlang am Steuer seines Sportgeländewagens engagiert telefoniert hatte. 

„Terror oda was !?” wurde der Besorgte durch die geöffneten Fenster angefaucht. 

„Entschuldigung, ich wollte nur auf die überflüssigen Abgase hinweisen, die ...“ 

„Na vielleicht denkste mal nach, Dicka ! Wenn der Motor aus is, jeht doch de Klimaanlahre nich ! Ja ! Schlau sein müsste mann ! Oda besser gleich Fresse haltn ! -- Pass lieber uff, dassde neh gleih wieda vakackst -- sieht echt scheisse aus !“ 

Während sich die Rhetorik des solchermaßen überaus konkret Angesprochenen unerwartet in einer Sackgasse wähnte, warf der Sportliche mit den Worten „ ...kanndoh allettneh wah sein ! Binn soffoht da !“ sein Handy auf den Beifahrersitz und brauste mitten in den fließenden Verkehr hinein, der vergeblich hupend um Aufmerksamkeit zu bitten suchte. Am Fahrbahnrand bemerkte der Zurückgelassene ein, nein, gleich vier Verkehrszeichen gleichzeitig : „Achtung, Gefahrenstelle !“, „Straßenschäden”, „Radwegschäden“, „Gehwegschäden“. -- „Achtung Sozialschäden“ wäre vorhin vielleicht nicht minder passend gewesen.

Trotzig wurde nun die bedeutungslose Nebenstraße trotz Rotlichtes überquert -- schließlich sei niemand Sklave der Ampel; sollte die doch sehen, wo sie bliebe. „Der Fußgänger läuft bitte rechts ran !“ herrschte es da aus irgendeinem Lautsprecher. Der dazugehörige Streifenwagen hielt einen halben Augenblick später und entlud umzingelnd seinen Inhalt – zwei Sonnenbrille tragende Uniformierte. „Schönen guten Tag !“ 

„Äh, ja hallo … ich, äh … ja ich seh’ gerade, da war wohl ’ne Ampel, die habe ich total übersehen ...“ Stimmte natürlich nicht, aber das sollten die beiden kaum wissen können. 

„War natürlich aus Versehen. Wissen wir. Ist ja immer so. Kostet deshalb auch immer nur zehn Euro Verwarnungsgeld. Können Sie ausnahmsweise sofort zahlen, oder Sie geben uns Ihre Personalien und kriegen dann Post.“ Der Umzingelte wurde von Fluchtgedanken heimgesucht. Der eine Beamte schien sie jedoch gelesen zu haben und rückte näher. 

„Sind Sie obdachlos ?“ fragte da der andere, mitfühlend die Hose musternd. 

„Was … wie kommen Sie denn darauf ? Nein, ich bin nur hingefallen, und ...“. Der Musterer zog seinen Kollegen weg mit den Worten : „Komm, lass den. Der hat doch die Hosen voll, der hat´s schwer genug !“ 

„Ja, nein, aber hier -- die zehn Euro...“ 

„Geh mal in die Münzwäscherei; ist nicht teuer.“ empfahl der eine noch, während beide einstiegen. Nachdem sie weg waren, freute sich der Betroffene ganz heimlich über die unverdiente Ersparnis.

“Geben Du mir ! Ich Hunger !” wollte jetzt eine kniende junge Dame den verlorengeglaubten Schein schon entreißen. Zu ihrem Unglück säuselte währenddessen ihr Smartphone.

So näherte sich der Unbescholtene einem müllartig gekleideten Leierkastenmann mit Zylinder, der soeben seine Gerätschaft aus einem noch neuwertigen Kleinbus entladen hatte und sich nunmehr redlich bemühte, mittels allseitig monoton ausgerufenem „SchönnTackwünschischIhnn!“ nebst unzeitgemäßer Laute gegen die unkoordinierte Geräuschkulisse eines Biergartens vor einer Kneipe anzududeln. 

„Deutschland ! Deuuutschlaaand !!“ kreischte besinnungslos eine spärlich Schwarz-Rot-Gold- entkleidete junge Frau den Monumentalbildschirm an. Das Verhalten ihrer zahlreichen Gesinnungsgenossen wich unwesentlich ab und wurde nur kurzzeitig überlagert vom alles durchdröhnenden Gebrüll eines Schwermotorrades. Jaaa !!” erbebten plötzlich alle auf einmal und klatschten, trampelten, juchzten, entzündeten Feuerwerk und freuten sich, als wäre der Dritte Weltkrieg explosionsartig beendet gewesen. Fahnen, überall Fahnen, so wie seinerzeit, als das Wedeln mit rot-weiß-schwarzhakigem Tuch zum guten Ton gehört hatte. Die vorbeifahrenden Autos hupten ununterbrochen und rotteten sich zu einem undurchdringlichen Rudel zusammen. Über die Straße kam derzeit niemand mehr so einfach, weshalb sich der Ausweichende zunächst um die Ecke brachte.

Dort hauchte jemand, der Annemarie hätte heißen können, 

“Hei, isch bin Ähndschieh -- leg noch Zwanzisch drauf, und isch verwöhn Disch auf mein Zimmer !“ 

A u f ihr Zimmer ? Wie sollte das schon allein grammatikalisch funktionieren ? Andererseits, Dreißig Euro waren echt billig, bedachte der Angeworbene. So tief waren also auch in dieser Branche die Preise gefallen. „FICKTIEF” verkündeten denn auch schiefe Klebebuchstaben über dem antiken, später herzlos instandgesetzten Hauseingang, neben dem immerhin noch Rudimente einer zerscratchten, mit Plakatresten überklebten “Berliner Gedenktafel“ erkennbar geblieben waren, die so vergeblich an Begebenheiten von damals zu erinnern suchte. 

„Heute nicht, Danke.“ versuchte er, nicht unhöflich zu wirken und rempelte versehentlich einen vermutlich siebzigjährigen Jogger an, der den Eindruck vermittelte, als hätte er mühelos noch weitere siebzig Jahre weiterrennen können. 

„Entschuldigung !“ rief der Rempelnde ihm hinterher. Doch der Opa schien ihn nicht einmal bemerkt zu haben, sondern rannte unbeirrt weiter, immer weiter, mitten durch die hysterische Blechbarriere über die Straße und dort unermüdlich weiter Richtung Horizont – wo es  angeblich noch weiter gehen sollte, wie es ein bekanntes Liedgut schon vor Jahrzehnten eindringlich formuliert hatte. Hätte der Ren(t)ner noch alle Tassen im Schrank gehabt, hätte er sicher nicht sein Leben riskiert, nur um fit noch älter zu werden; vielleicht jedoch war sein Küchenschrank mitsamt Inhaltes längst von einem etwas zu günstigen Wohnungsauflöser klanglos mitentsorgt worden.

Stöhnend erreichte den Nachdenklichen eine alte Disco- Version von „Love to love you baby“ aus einem der unweit geparkten silber-blauen Mannschaftswagen, dessen Besatzung vermutlich Ausschau hielt nach unordentlichen Randalisten.

Kurz darauf wurde die Rettung entdeckt, eine Straßenbaustelle, und der vom Weg Abgekommene war angetan, bei dieser Gelegenheit nunmehr die Straße etwas gefahrloser überqueren zukönnen. Nie zuvor hatte er sich über eine dieser stauspendenden Behinderungen des Fließverkehrs freuen können, die seit Menschengedenken das Stadtbild missprägten. Über diesen Umweg kam der Überschreiter unvorhergesehen seinem Ziel näher, -- irrte er sich : Denn schon wurde er von zwei hochmotivierten Praktikanten inmitten einer Armada straßenüberfüllend abgestellter Miet- LKW unmissverständlich gebeten, seine Route erneut zu ändern, weil sich ein Stück weiter zwischen mehreren, die Sonnenlichtüberflutung kaum wahrnehmbar überstrahlenden 5000-Watt- Scheinwerfern eine Szene abspielte, die möglicherweise ein Jahr später einem eher anspruchslosen Publikumskreis zuteil werden würde.

Eine Kolonne schwarzer Luxuslimousinen rollte unbeeindruckbar vorüber, ohne von den Passanten näher beachtet zu werden. Spontan drehten sich dann doch alle um, als das erste Flaggschiff während des Abbiegens krachend in einer schlecht gesicherten Baugrube teilweise verschwand. Sogleich stand ein halbes Dutzend Anzugträger ratlos um den Kapitalschaden herum, kurz darauf gesellten sich nicht nur Schaulustige und Besucher der anliegenden Einkaufszentren, sondern auch lumpige Tücher tragende Autoscheibenreinigerinnen hinzu. 

„Gehen Sie weg ! Weg hier !” wurden alle hastig weggeschubst. Mehrere bierflaschenleerende Jugendliche im Alternativlook schrien daraufhin 

„Kapitalisten raus !“,„Umweltschänder !“ oder „Zündet die scheiss Bonzen- Karren an !“ und versuchten betrunkenerweise, ihre Flaschen gezielt zu werfen. 

„Sophie,” rief ein grauhaariger Esoteriker besonnen, “die Illuminaten sind da. Denen kannst Du jetzt endlich mal die Meinung sagen, soweit es Dein Ethos zulässt.“ Sophie wurde wild, die Anzugträger telefonierten, die Flaschen zerschellten, das Auto brannte, die Reinigerinnen keiften, die Schaulustigen lachten, einige Touristen mit um den Hals gehängten Reisegruppenkärtchen schossen grinsend Fotos, der aufgehaltene Verkehr beschwerte sich, die ordnungshütenden Kampfeinheiten aus der Nähe rückten an, entrückt stritten sich zwei Leerflaschensammler um eine Mülltonne. Um abzurücken, griff sich der Erschrockene eines jener abgestellten und nie wieder abgeholten Fahrradwracks, während sich einer der Flaschenwerfer auf die damit freigewordene Fläche neben einem Baumstumpf in den Dreck legte und sofort einschlief.

Nicht weit weg davon wurde ein Auto abgeschleppt und der, dem das Ding offenbar gehörte, war hellwach. 

„Mann, isch musssu meine Vatah, der liegt voll in Krankenhaus un so ! Das könn Sie doch nisch machn, Alta !“ rief er, kleinwüchsig, ausgestattet mit Militärglatze, ärmellosem Unterhemd, Tätowierungen und Goldkettchen. Und eine Beule in´s Blech tretend : „Wassn diss für ne Bullnscheisse hia !“ 

„Passen Se uff, dasset nich noch teura wird für Sie.“ wurde ihm gelassen entgegnet. „Nächstet Mal lassn Se eben alle Teile eintragn, bevor Se damit rumjurkn. Und sonne Reifen hier, Meesta,” er deutete auf einen der profillosen 245er, „sind ja alleene schon ne Frechheit ! ... Sein Se mann froh, dasset hier nich allein nach mir jeht -- ick hätte da noch viel drollijere Ideen für Leute wie Sie und Ihr Spielzeuch.“ Eine irgendwie anwesende Ordnungsamtsfrau nickte schüchtern von weitem, Goldkettchen schüttelte sich wild gebärdend. 

„Komm, lass den. Bringt eh nix mehr.“ wurde er von seinem Basecap- Muskelkumpel beiseite genommen. 

„Aba mann, wie solln wir denn jetzt ins Pussycat komm ? Isch fah doch nisch mit Bus oda so ! -- Alta, isch bin doch nisch den sein Opfa ! Der soll ma endlisch klahkomm, Alta !!“ trat er gegen eine Straßenlaterne. 

„Hmm ... weisstu, ich hab da vorn n alten Kadett gesehn – lass uns den nehm !“ 

„Mann, na wie denn ? Isch hab kein Schraubenzieha dabei !“  

„Voll scheisse is … abah weisstu, da links is Baumarkt -- lass uns schnell ein besorgn gehn.“ 

„Genau, Alta ! Aba nisch wieder son Schiehnaschrott wie letzte Mah !“  

„Voll nich.” Während Goldkettchens Handy nun transistorartig irgendwelche sogenannten Traxx krächzte, liefen die beiden los. Natürlich nicht irgendwie, sondern Musikvideo- like.

Nicht ganz so cool stand der allmählich Erschöpfte endlich vor dem Schokoregal im Bio-Supermarkt, während er seinen verlorengeglaubten Schein vergebens in den Hosentaschen suchte. Doch für den kleinen Kaufrausch reichten glücklicherweise die wenigen treu verbliebenen Münzen, erleichterte ihn die Kassiererin. Vor dem Ladenausgang zeigte plötzlich der Geländewagentyp von damals eine etwas selbstgebastelt anmutende Ausweiskarte vor mit den Worten 

„Na - wia zwei beede kenn uns ja schonn !“ 

„?! Ja, aha. Und was soll mir jetzt der Ausweis sagen ?“

„Bio-Billi – Sicherheitsdienst ! Komm Se bitte mal mit ins Büro !“  „Hääh ? Was soll ich denn in Ihrem Büro ?!“ 

"Ditt könn wa da drinne janz in Ruhe besprechn. Ick kann aba ooch gleich de Polezei rufn !“ Der nunmehr Empörte spielte mit dem Gedanken, das Pappkärtchen ärgerlich zu zerreissen, entgegnete allerdings nur : 

„Nein, danke; laden Sie sich doch andere Kunden zum Plausch ein. Warum überhaupt ?“ 

„Warum, fragta. Na, wall Se watt jestohln ham ! Watt denn sonst ?! Wolln wa jetze hia vor alln Leutn fohtfahn ?“ Und alle, aber wirklich alle Anwesenden glotzten, wahrscheinlich ganz Deutschland schaute auf den Verdächtigen. Sein merkwürdiges Verhalten vor dem Regal unter den lieblos versteckten Kameras schien ihm zum Verhängnis geworden zu sein. 

„Sie können ja ‘mal suchen, ob Sie ‘was finden !“ zog er daraufhin seine Hose triumphierenden Blickes über Shorts und Sandalen und warf sie dem Detektiv vor. Dieser durchdrang das dargebotene Stück mit seinem Röntgenblick. Und alle, aber wirklich alle Anwesenden tuschelten grinsend, wahrscheinlich ganz Europa lästerte über den Triumphator. Es hätte dem Ankläger nun dämmern müssen, dass er sich geirrt hatte und ein Trosteinkaufsgutschein im Wert von 500,- € fällig geworden war. Stattdessen :

“Ick weeß nich, wie Se ditt jemacht ham -- aber Sie ham hia zukünfteh Hausvaboht ! Valassn Se bitte augenblickleh die Jeschäftsräume !“ Der Gedemütigte mutmaßte darauf, eine derart aggressive Arroganz wäre ihm in keinem provinzialen Spießerdorf je begegnet. Sobald er im Lotto gewonnen hätte und in eine südfranzösische Villa gezogen wäre, wollte er zurückkehren, um die Bude aufzukaufen, alle zu entlassen und den Rest im Internet zu verschenken. -- Während wahrscheinlich die ganze Welt über diese unrealistische Perspektive spöttisch ablachte, verließ der Gescholtene klanglos den Tatort, sein Beweisstück in der Hand.

Draußen zog dichter, schwarzer Rauch durch die Straße. Der Qualm quoll jedoch nicht aus einem Auto- Abgasrohr, Datscha- Schornstein oder Balkon- Grill, sondern aus den obersten Fenstern eines kürzlich grundsanierten Kaiserzeit- Stuckmietshauses. Die Versicherung würde wahrscheinlich wieder einmal Schweißarbeiten als Ursache anerkennen müssen. Daneben, vor einem toilettenfensterlosen grauen Sechziger-Jahre-Hochhauswohnsilo, beschnitt ein seriöser Hauswart mit einer Schere sorgfältig seine Hecke. Ihn störte weder das aufgeregte Gerede der beeindruckten Kinder, das Geglotze der vielen Fenstergucker des Hauses, das Getümmel der Katastrophengeilen noch die lärmende Bruce-Willis- Arbeit der Feuerwehr, sondern die Lücken im Gewächs und Verpackungsschnipsel darin. „Na, brennt‘s ?” grunzte ein Schaulustiger einen der Brandmeister an, der teilnahmslos entgegnete : „Na, biste blind ?“, woraufhin der Frager die Cam beleidigt eingepackte. Der Beamte betrat daraufhin mit seiner dem verblichenen Gerätewagen entnommenen Atemschutzausrüstung routiniert das Inferno, als besuchte er ein Dorfkino.

Bis auf den gegenüberliegenden Gehweg erhitzte das Feuer die ohnehin schon überwarme Luft, weshalb der Beobachter als geboten erkannte, seine kostbare, schon weiche Tafel verschlingend in Sicherheit zu bringen. Zu diesem Zweck suchte er eine demolierte Sitzbank unweit eines besetzten Hauswracks auf, um sich darauf zu lehnen, was jedoch nur mühsam gelang.


Da hinten, mitten auf dem dicht belaufenen Gehweg, knutschten zwei Liebende, als seien sie die letzten Endzeit- Menschen.

In der Nähe bemerkte er eine ungepflegte, ältere Gestalt, vor einem mit unleserlichen Hieroglyphen besprühten leerstehenden Wettgeschäft auf mehreren dunkelgrauen Jutetaschen sitzend, die vermutlich den Haushalt dieser Person darstellten. Er hatte sie flüchtig schon öfter gesehen. Heute ging er zu ihr und fragte, nachdem der Lärm des ziellos seine Kreise ziehenden Ausflugs- Rosinenbombers verklungen war :

“Warum sitzt Du hier ?“ 

„Was sollte ich sonst tun ?“ antwortete sie freundlich. 

„Warum gehst Du nicht dahin, wo es schön ist ?“ 

„Wo ist es denn schöner ?“ fragte sie lächelnd. 

„Naja ... eben irgendwo außerhalb ...“ 

„Ja --außerhalb der Welt ! Aber das hat Zeit, ich hab’ noch zu tun“, ergänzte sie melodisch. Sehr sympathisch. Berlin sei eine Reise wert, hatte es früher einmal geheißen. An jenem Abend aber hätte es heißen können, diese Stadt sei eine Ausreise wert -- im Sinne von entkommen. Tatsächlich aber begegnet einem das, wovor man flüchtet, später in anderer Erscheinung doch wieder; nichts lässt sich langfristig umgehen. 

„Dann kann ich ja auch gleich hier bleiben. Und genug zu tun gibt es hier wahrlich…“ raunte der Erfreute.

„Willst Du Schokolade ?“ fragte er. 

„Wer will die nicht ? Aber nur, wenn sie nicht zartbitter ist.“ 

„Wer will das schon -- ist doch alles zartbitter genug.“ Er teilte die Tafel, reichte ihr die Hälfte und setzte sich neben sie auf die hellen, sonnengewärmten Mosaiksteine.

Umhüllt von mildsüßlichem Lindenblütenduft und umgeben von niedlich flatternden Spatzen genossen die beiden Gemeinsamen ihre apricotfarbene Straßenschluchtdämmerung.  

 

 ...............................

 

Abschließend noch ´was eher für hartgesottene Straßenverkehrs- Fans; ohne Hintergrundwissen zumeist nicht jederfraus / jedermanns Sache, sondern einfach nur extrem langweilig. 

Zeitweise hatte ich nämlich ´mal ein paar Zeilen veröffentlicht in "verkehrsportal.de". Diese Stories will ich hier selbstverständlich nicht vollständig einschleppen, sondern nur noch darauf hinweisen (Eigenlobwerbung).

Die folgenden Links funktionieren übrigens gar nicht, sie müssten daher bei Bedarf umständlich in die Adresszeile hineinkopiert werden (weil ich eben KEIN Computer- Pro bin).

 

Beispielsweise hier :

http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?s=&showtopic=88395&view=findpost&p=1057070814

oder da :

http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?s=&showtopic=88395&view=findpost&p=1057072180

oder dort :

http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?s=&showtopic=88395&view=findpost&p=1057086213

da war auch was :

http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?s=&showtopic=88395&view=findpost&p=1057118228

(mit Fortsetzung)

ok, das vielleicht noch :

http://www.verkehrsportal.de/board/index.php?s=&showtopic=88395&view=findpost&p=1057238062

(mit Fortsetzungen).


 

So, nun ist aber gut. 

Wer keine Lust hat, geLINKt zu werden, kann ja von mir aus den letzten, nicht verlinkten Text dieser Serie gleich hier vor Ort abgreifen (darin enthaltene Fotos ["URL..." etc.] werden leider nicht angezeigt) :

 

 

(2012 I)
Es war einmal vor langer, sehr langer Zeit (hust, hust ! So ein Staub hier !) ein Märchen; nein, nicht irgendeines, sondern ein Frühlings-Märchen. Es endete wie immer dergestalt, dass die Heldin den von ihr aus den Fängen der Finsternis befreiten Prinzen heiratete und fürderhin beide Beteiligten sich der glücklichsten Ehe in Formvollendung hingaben …

 

E1 - „SCHATZ !!!“

E2 - [aufschreck] „Wie bitte ? Seit wann nennst Du mich denn so plump ‚Schatz‘ ?! Und was soll dieser Tonfall ?“

E1 - „Weil Du SCHON WIEDER hier an diesem DÄMLICHEN Computer rumhängst !!“

E2 - „Äh ... aber was hast Du denn dagegen, mein Schatz ...äh, Schatzkästchen … ?“

E1 - „Seit Monaten gehst Du nur noch zu Deiner bekloppten Arbeit, und die Abende und das gesamte Wochenende verbringst Du mit Deinen bescheuerten Computer- Kumpels im Internet ! Oder wenn nicht das, dann im vergrotteten Keller bei diesen widerlichen, dreckigen, stinkenden Verkehrsschildern ! Verkehrsschilder !! Das kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man´s nicht selbst erlebt !!!“

E2 - „Aber Baby, es ist doch nichts Schlimmes dabei, wenn ich …“

E1 - „Nichts Schlimmes ?! Was soll denn das hier für eine Ehe sein ? Was ist denn mit MIR ?! Bin ich für putzen und kochen zuständig und Du fürs Vergnügen, oder was ?!“

E2 - „Äh … also Schnuckelchen, es ist nicht so, wie Du denkst, weil …“

E1 - „Ich ERLEBE es – da brauche ich mir doch nichts auszudenken ! Das Schlafzimmer zum Beispiel kennst Du nur noch als Übernachtungsmöglichkeit ! Das ist ja hier, als wenn Du irgendwo inner WG wohnen würdest ! Und das soll alles richtig so sein sein, ja ?! Dass Du hier Dein eigenes Ding nach Lust und Laune drehst, und ich darf zusehen, ja ?!“

E2 - „Also mein kleines Ding, äh nein, …“ [Hand klatscht auf Wange]

E1 - „Ich bin also WIRKLICH nur noch Dein Ding ! Dein Gegenstand, Dein Einkaufs-, Putz-, Korrespondenz-, Tröst- und Kochautomat !! Das hab ich doch gewusst !!!“

E2 - „Ächz … Neinnein, es ist alles ganz anders, mein Kochtöpfchen …“ [Hand klatscht auf Wange]

E1 - „Also doch !!!“

E2 - „Du meine Güte, halt, nein, nun lass mich doch erklären, mein kleines … ähem, Liebes …also ich kann Dich ja teilweise verstehen, aber weißt Du, ich muss mich etwas ausruhen, und …“

E1 - „Ausruhen ? Von Deinem NICHTSNUTZIGEN Büroaufenthalt, ja ? Wo Du irgendwelche bunten Pläne malst, wie Autofahrer an Baustellen vorbeifahren sollen, nicht wahr ? [verächtlich grinsend] So einen [zensiert] Kinderkram könnte doch echt JEDER ! Das ist doch keine Arbeit, sondern bezahlte FREIZEIT !!“

E2 - „Wie bitte ? Freizeit ? Aber ich musste manchmal sogar echt nachdenken …“

E1 - „MANCHMAL ! Und ICH muss mir TÄGLICH das Gekreische dieser verwahrlosten Gören in dieser verdreckten, verlausten Schule antun; sogenannte ‚Kinder‘ von [zensiert] Leuten, die ihrem asozialen Nachwuchs außer Geld und Süßigkeiten NICHTS mitgegeben haben ! Keinerlei Ethik oder Wertevermittlung ! DAS ist Arbeit !! Und danach ruhe ICH mich nicht aus, sondern darf auch noch für Dich und Deine FAULHEIT da sein !!!“

E2 - „Sieh doch mal, mein …“ [Hand klatscht auf Wange]

E2 - „Halt, aua ! Ich hab doch noch gar nichts gesagt …“

E1 - „War vorsorglich !“

E2 - „Ey sachma, wie oft willst Du mich denn noch schlagen ? Das darfst Du überhaupt nicht – wir sind schließlich verheiratet !“

E1 - „Du kennst immer nur Deine Rechte ! Pflichten nie !! Wahrscheinlich weißt Du nicht mal, wie das Wort geschrieben wird !!!“

E2 - „Aber nein, mein … äh … also … doch, mein Butterstüllch…NEIN, mein armes kleines Karnickelchen,  natürlich kenne ich dieses … äh … altmodische Wort. Aber sieh doch mal, wie nützlich meine Arbeit … ja genau, Arbeit hier zuhause am PC ist. Es gibt so viele Menschen auf der Welt, die sich jammernd darauf freuen und geradezu ausgehungert darauf warten und mich weinend anflehen, dass ich neue Fotos von alten Verkehrszeichen einstelle, die dann …“

E1 - „So ein [zensiert] [zensiert] [zensiert] !!! Das ist doch NICHT Dein ERNST, oder ?! Du lebst doch im TRAUM, was ?! Irgendwie NICHT GANZ DICHT, wie ?! Die Welt braucht keine bunten Blech-Bildchen, sondern Ordnung, Gerechtigkeit, Respekt vor der Natur, Wohlstand für alle …“

E2 - „Äh, ... ja schon, gerne ... aber da kann ich abgesehen von sozialem, nachhaltigem Verhalten tatsächlich nicht viel zu beitragen außer es in meinem Rahmen ernsthaft zu wollen ... nun schau doch mal, Mauseschnäuzchen, dieses Foto hier zum Beispiel zeigt ein Z. 222  in völlig unnormaler Gestaltung,

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/545/dsc02662t.jpg/][IMG]http://img545.imageshack.us/img545/6373/dsc02662t.th.jpg[/IMG][/URL]

erstens wegen der Installationshöhe und zweitens …“

E1 - „DU MEINE GÜTE [Hände über dem Kopf] !!! Wen soll denn dieses rostige Stück Altmetall interessieren ??“

E2 - „…und hier, die Rückseite :

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/408/dsc02663e.jpg/][IMG]http://img408.imageshack.us/img408/3244/dsc02663e.th.jpg[/IMG][/URL]

Kein RAL- Aufkleber; also wohl von VOR 1960 ! So alt schon ! Trotzdem noch ganz hübsch, oder ? Eine dortige Anwohnerin, so´ne uralte Oma, teilte mir auf Befragen mit, dass im Rahmen der Umgestaltung des Attilaplatzes ca. 1958 dieses Schild dort aufgestellt worden sei. Bemerkenswert besonders, dass auch am oberen Ende die bis etwa 1970 nur erdbodenseitig bis 50 cm Höhe übliche Schwarzlackierung …“

E1 - „Kannst Du BITTE von was anderem reden ??!!“

E2 - „Aber das ist doch krass ! Der Pfosten scheint sogar noch älter als das Schild zu sein ! Er war offenbar zuvor schon einmal verwendet worden, nur umgedreht, verstehst Du ? Das gibt´s doch gar nicht !“

E1 - „! Nein, das gibt´s WIRKLICH nicht ! So einen kaputten MÜLL habe ich schon ewig nicht mehr gehört !! Nicht mal von DIR !!!“

E2 - „Müll ? Ich gehöre also auf den Müll, ja ? So ist das also ! Da arbeite ich ewig für Deinen idiotischen Haustraum, und dann darf ich nicht mal …“

E1 - „?! IDIOTISCH ?!“

E2 - „Äh, ja, … ähm  …idiotisch …“ [in Deckung]

E1 - „Verdreh nicht immer alles ! Ich hab nicht gesagt, DU gehörst auf den Müll, sondern Dein BLÖDSINN sei Müll ! Und das idiotische Haus haben wir von DEINEM geldgeilen Bankfuzzi angedreht bekommen, schon vergessen ?!“

E2 - „Mein langjähriger Bankberater hat Deinen, ja, DEINEN Traum erfüllen wollen und hat nur DIR zuliebe das Haus nicht selbst gekauft – obwohl es eine einzigartige FREUNDSCHAFTSGELEGENHEIT war ! So viel Freundlichkeit ! Und DU ziehst wieder alles in den Schmutz !“

E1 - „Einzigartig ÜBERTEUERT, ja ! Und Du Blödmann fällst gleich darauf rein ! Und jetzt stehe ich gemeinsam mit Dir blöd rum, diesen phantastischen Kredit in gebirgskettenartiger Größenordnung für diese baufällige Bruchbude bis zum Ende unseres Lebens abzuzahlen ! Vielen Dank nochmal !!“

E2 - „Sei nicht so egoistisch – es ist schließlich für unsere Kinder !“

E1 - „Bis dahin ist die verkommene Hütte längst eingestürzt !!“

E2 - „Eingestürzt ? Immer musst Du übertreiben …; da fällt mir gerade ein, – da war doch was … ja genau ! Hier ! Ha ! Das hier – Qualität seit 1976 : 

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/12/dsc03050ba.jpg/][IMG]http://img12.imageshack.us/img12/3999/dsc03050ba.th.jpg[/IMG][/URL]

So etwas könnte man ein allmählich einstürzendes Verkehrszeichen nennen – am Tempelhofer Weg nach dem Ende der BAB- Ausfahrt über den Sachsendamm rüber in Höhe der Schule : Kein EINstürzendes, sondern eigentlich ein ABstürzendes Verkehrszeichen ! HAHA [keuch] ! Das ist bestimmt nur vom Wind so verbogen und abgerissen [packt sich weg vor lachen] … da fliegt Dir echt das Blech weg, was ? HUAHAHA !! [fällt vom Stuhl].

E1 - „Der spinnt …“

E2 - „Oder hier, [schnauf] die alte Sperrschranke habe ich gefunden am Ende eines Gehweges in der nördlichen Schlangenbader Straße neben der dortigen BAB- Ausfahrt :

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/43/dsc02874l.jpg/][IMG]http://img43.imageshack.us/img43/3903/dsc02874l.th.jpg[/IMG][/URL]

Erst ´79 oder ´80 installiert und im Gegensatz zum 222 von vorhin schon völlig durchgerostet !“

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/838/dsc02873l.jpg/][IMG]http://img838.imageshack.us/img838/1411/dsc02873l.th.jpg[/IMG][/URL]

E1 - „… !“ [fassungslos]

E2 - „Ja, das kann man echt nicht fassen, oder ? Ist doch interessant, was es …“

E1 - „Fassungslos macht, wie rigoros Du immer wieder allen Gesprächen aus dem Weg gehst !“

E2 - „Gespräche worüber ? Unsere Ehe ? Wir geben uns doch Mühe, oder ? Also was soll man da noch groß reden ? – Ach, wenn Du schon da bist, kuck mal hier : 1971 entstand dieses Foto unterhalb der Wuppertaler Schwebebahn

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/825/dsc03062j.jpg/][IMG]http://img825.imageshack.us/img825/9223/dsc03062j.th.jpg[/IMG][/URL]

– hast Du schon mal so eine komplett weiß lackierte LZA gesehen ? Sieht doch echt edel aus, das Teil; voll elegant. Die gefällt Dir doch aber, oder ? Und dann die vielen schönen Markierungsknöpfe; und auf der Mittelinsel – die Dinger haben sie ja auch schon vor Jahrzehnten eingespart – die selbstleuchtende …“

E1 - „Wenn ich ehrlich bin, finde ich das alles EXTREM ABGEFUCKT !! Du scheinst Dich überhaupt nicht zu interessieren, was ich zum Beispiel heute so alles erlebt habe, aber ich soll mich ständig für Deinen …“

E2 - „Du redest schon wie Deine Kids … was hast Du denn heute so alles erlebt ?“

E1 - „Ja jetzt, wo ich´s Dir sage, fällt´s Dir plötzlich ein, mich mal zu fragen ! Sonst …“

E2 - „Komm, entspann Dich mal ! Das ist doch gerade der Sinn von dem Zeugs hier ! Diese niedlichen kleinen Blechteile sind ja nicht nur nett, sie nützen sogar was. Und teilweise sind sie von solcher Qualität, dass man nur staunen kann, wie gesagt. Hier übrigens als Negativ- Beispiel, nochmal ´50er Jahre – [lach] – steht am Ende des Werdauer Weges in Schöneberg :

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/515/dsc03058y.jpg/][IMG]http://img515.imageshack.us/img515/2725/dsc03058y.th.jpg[/IMG][/URL]

So ein Schrott, was ? Installiert sogar noch mit den original alten Einschlitzschrauben ! Und das 283 haben sie kürzlich erneuert, aber die drei ehemaligen „Haltverbote“ -- seit 1970  sozusagen „Park“-Verbote -- nicht, weil die zwischenzeitlich ihre Bedeutung verloren hatten. Da haben die sich sogar noch die Mühe gespart, die alten, auch regelungstechnisch schon gar nicht mehr zutreffenden Schilder überhaupt zu entfernen, sondern haben lediglich die weiterhin geltenden, echten Haltverbote gegen neue Exemplare ausgetauscht; hier sogar einfach an den uralten Pfosten – der ist noch ganz dünn, etwa 3 cm schmaler als der Standard seit den ´60er …“

E1 - „Was soll denn daran so toll sein ? Alte Sachen bleichen eben irgendwann aus.“

E2 - „Nee, selbst wenn die schon so alt sind, müssten sie nicht so aussehen. Das liegt hier daran, dass es noch keine Güteverkehrszeichen waren.Bis 1960 hat jeder Verkehrszeichenhersteller so vor sich hin gewerkelt, Hauptsache, es sah irgendwie so aus wie in den Abbildungen der StVO erkennbar. Manchmal wurde übrigens auf die Rückseite zumindest ein dekoratives Etikett geklebt -- sozusagen als ‚deLuxe‘- Ausführung -- und fertig war´s :

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/684/dsc01734b.jpg/][IMG]http://img684.imageshack.us/img684/5854/dsc01734b.th.jpg[/IMG][/URL]oder z.B. auch [URL=http://imageshack.us/photo/my-images/4/dsc03057uu.jpg/][IMG]http://img4.imageshack.us/img4/7295/dsc03057uu.th.jpg[/IMG][/URL]; 

und hier sogar mit Schreibfehler :

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/401/dsc03061m.jpg/][IMG]http://img401.imageshack.us/img401/6748/dsc03061m.th.jpg[/IMG][/URL]

Scheint ja WIRKLICH billig gewesen zu sein ! Solche Aufkleber gab´s bis in die ´80er Jahre, aber dann nur noch auf Schildern, die nicht für das öffentliche Straßenland bestimmt waren.“

E1 - „Meine Güte ... [Blick an Zimmerdecke] ob nun mit oder ohne Aufkleber, wer braucht schon solche Formalitäten … auch wenn´s verwittert ist, sieht man doch, was gemeint ist … dieses Schild hat doch Charme, das hat wenigstens was zu erzählen …“ [setzt sich resigniert]

E2 - „Ja, wenn die Sonne scheint, dann weiß man, was gemeint ist. So wie hier, diese alte Absperrschranke von vor ´88 an der Kreuzung Eisenacher- Ecke Motzstraße.

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/401/dsc01641yf.jpg/][IMG]http://img401.imageshack.us/img401/9263/dsc01641yf.th.jpg[/IMG][/URL]

Da kann man annehmen, jeder weiß, was gemeint ist. Und was ist unter ungünstigen Sichtbedingungen ? Da erscheint das Teil vielleicht wie eine Leitplatte und man fährt als unbeholfener Ortsunkundiger links vorbei auf den Gehweg. Ist dann nicht mehr so witzig. Dann passieren mit nicht völlig auszuschließender Wahrscheinlichkeit Unfälle, die eigentlich vermeidbar gewesen wären, wenn die Behörde rechtzeitig ein paar Mark investiert hätte.“

E1 - „Du meine Güte ! Das ist doch aber trotzdem sooo unwahrscheinlich …“

E2 - „Unwahrscheinlich ? … Ist mir passiert … ich sitze nämlich gar nicht mehr am Schreibtisch … in meinem schönen warmen Büro … ich fahr wieder Streife …“

E1 - „Wie bitte ?? Das weiß ich ja gar nicht ! Aber …“

E2 - „Ja. Seit ein paar Monaten. Uns wurde immer gesagt, wir sollten das Geld vorrangig  für die Gestaltung der vielen neuen Infrastrukturprojekte ausgeben, und nur im allernötigsten Rahmen für die Bestandsstraßen … und dabei haben mich immer wieder Leute hingewiesen auf diverse Missstände, die ich aber in ‚gutem‘ Glauben einfach ignorierte. Und eines Nachts bei starkem Regen ist sone junge Fahranfängerin aus ner Einbahnstraße -- östliche Wilhelmsaue -- mittig herausgefahren und rechnete gar nicht mit Gegenverkehr, schon gar nicht von links; … die einmündende Mehlitzstraße war wohl aufgrund der Sichtverhältnisse ohnehin nicht gut zu sehen gewesen, …und ich hatte das alte Gefahrzeichen ‚Achtung Gegenverkehr‘ von ´67 nie ersetzen lassen; konnte man ja noch sehr gut erkennen, bei Tage; hatte ich über Streetview gecheckt, weil wir ja schon ewig nicht mehr persönlich durch die Gegend latschen; wann denn auch. Ja. Und trotz der geringen Geschwindigkeit ist sie nicht unerheblich verletzt worden.

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/690/dsc02956li.jpg/][IMG]http://img690.imageshack.us/img690/3937/dsc02956li.th.jpg[/IMG][/URL]

Hätte ich das Schild ersetzen lassen, hätte es bestimmt ausreichend genug reflektiert und sie wäre gewarnt gewesen und weiter rechts gefahren – dann wäre wahrscheinlich gar nichts passiert …“

E1 - „Oh … das tut mir leid …“

E2 - „Mir auch … deshalb hab ich die Stelle quittiert und bin nun wieder unterwegs; und schlage mich mit diesen dämlichen Ladendieben und den überflüssigen VUen herum …“

E1 - „Das tut mir sehr leid. Jetzt verstehe ich auch, weshalb Du seit Monaten so gereizt bist und so … faul …“

E2 - „Ich bin nicht faul !“

E1 - „Doch !!“

E2 - „Von mir aus. Aber dafür benutzt Du mich immer als Frustventil, wenn Deine Schüler Dich wieder geärgert haben !“

E1 - „Nein !“

E2 - „Doch !!“

E1 - „Wenn Du meinst ...“

E2 - „Macht aber nix – dafür bin ich ja schließlich auch da, stimmt´s, mein … äh, Sonnenblumenblättchen ?“

E1 - „Wie praktisch …“ [konsterniert]

E2 - „Gut. Schön. Ist das auch erledigt. Komm, wir rücken den Krempel mal beiseite und backen einen Kuchen !“

E1 - „Was bitte ? Auf keinen ! Du bist immer so verfressen !! Wir gehen jetzt mal an die frische Luft, verstanden ?!“

E2 - „Ich bin überhaupt nicht verfressen !! … Hmm … und danach wird aber endlich gebacken, kapiert ?! … also ... Du bäckst und erzählst aus Deiner Schule, und ich koste solange …; dafür schenk ich Dir dann auch ein DDR-Buch von 1956 ! Hier, schau mal, ist das nicht geil ?“

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/140/dsc03091y.jpg/][IMG]http://img140.imageshack.us/img140/3451/dsc03091y.th.jpg[/IMG][/URL]

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/205/dsc03089r.jpg/][IMG]http://imageshack.us/thumbnmail.png[/IMG][/URL]

[URL=http://imageshack.us/photo/my-images/823/dsc03090i.jpg/][IMG]http://img823.imageshack.us/img823/2727/dsc03090i.th.jpg[/IMG][/URL]

E1 – „Ach Kind, … Danke, Du bist echt süß …“

[Umarmung, Kuß, Hand in Hand,  http://www.youtube.com/watch?v=dg4ag2gxBX4&feature=related, regenbogenfarbener Sonnenuntergang am Meer, etc. usw.]

 

Und wenn sie nicht demnächst gestorben sein sollten – streiten sie sich gleich morgen weiter. Und vertragen sich danach wieder. 


 Ende.